wirtschaftliche Situation in den Gründerjahren
Nach Fertigstellung meines Entwurfs 100 Jahre Wintersport, der inzwischen auch schon veröffentlicht wurde, habe ich festgestellt, dass hier ein wichtiger Hinweis über die wirtschaftliche Situation in den Gründerjahren 1920 – 1932 fehlt.
Mit dem unsere Gründerväter sehr zu kämpfen hatten.
Genaueres dazu habe ich dann im Ruhpoldinger Heimatbuch von 1983 gefunden.
Hier heißt es auf Seie 98 (ein Auszug davon):
„…die Preisstürze für alle Erzeugnisse auf dem Weltmarkt hatten alle mit ihren eigenen Betrieben in eine kathastrophale Lage gebracht“!.
„…in schwerster Weise auch die Ruhpoldinger Bauernschaft und den Holzhandel“.
Mitte Januar 1933 waren allein in der Gemeinde Ruhpolding:
50 Anwesen zur Zwangsversteigerung vorgemerkt! und
weitere 48 Anwesen zum Verkauf angeboten.
Bezeichnend für Ruhpoldings Aufstieg ist dann die Bautätigkeit bis 1939 (überwiegend nach 1933) von 305 Häusern.
Am 21.11.1933 wurde der Grundstein zum neuen Kurhaus in Ruhpolding gelegt.
Das dann 1934 seiner Bestimmung übergeben wurde.
Den Auftrag für eine schlüsselfertige Ausführung erhielt mein Vater, der junge Zimmermeister Toni Plenk (Jahrgang 1903), der erst am 01. März 1931 seinen Betrieb mit 2 Mitarbeitern gegründet hatte.
Danach fragte er beim Arbeitsamt nach einer Liste von z. Zt. als arbeitslos gemeldeten Bauhandwerkern aus Ruhpolding und Umgebung und stellte dann davon 23 für den Bau des Kurhauses ein.
Die Planung für das Kurhaus führte sein Bruder, der Architekt Sepp Plenk durch.
Dazu wurden auch mehrere Entwürfe angefertigt, auf einem Entwurf ist die große Posthalterwiese vor der Terrasse als Stausee mit Bad skizziert.
Mit den Arbeiten wurde noch 1933 begonnen und den strengen Winter über bei Eis und Schnee, mit z. T. sehr niedrigen Temperaturen durchgearbeitet.
1934 wurde dann das fertige Kurhaus, wie geplant, seiner Bestimmung übergeben.
In alten Aufzeichnungen („ein Aufruf an die gesamte Bevölkerung“) kann man entnehmen, dass zur Einweihung des Kurhauses die Durchführung eines Erntedankfestes, in Form eines Festzuges 1934 geplant war.
An dem alle Vereine beteiligt sein sollen.
Vor allem die Bauernschaft, die historischen Trachtengruppen, die Trachtenvereine Miesenbacher und Rauschberger, der Veteranenverein und Burschenverein.
Nach der Ankunft des Festzugs im Kursaal, wurde dieser symbolisch an den Bürgermeister übergeben mit einer Vorführung von Reigen und Tänzen musikalisch Umrahmt.
Dass dies ein voller Erfolg war, zeigen die vielen Bilder mit den Teilnehmern und die Länge des Festzuges durch den Ort.
Anton Plenk (geb. 23.01.1932)
Teilnehmer bei der Grundsteinlegung des Kurhauses
Anton Plenk
Ehrensportwart des SCR